Die Blitz-Eiche in Osnabrück als Symbol für neues Denken in der Baumpflege: Dass sich die Aufgaben in der Baumpflege verändern, zeigte sich bei den Vorträgen und Workshops im Rahmen der Osnabrücker Baumpflegetage am 6. und 7. September.
von Martina Borowski
Vor 40 Jahren wurden die Osnabrücker Baumpflegetage als erste Fortbildungsveranstaltung in der deutschen Baumpflege in Zusammenarbeit von der Stadt und Hochschule Osnabrück begründet. Grund genug, nicht nur zu feiern sondern auch einen Blick zurück zu werfen mit der Frage: Was hat sich in den letzten 40 Jahren im Bereich der Baumpflege getan? Und auch: Was sind die zukünftigen Aufgaben? Prof. Dr. Dirk Dujesiefken (Institut für Baumpflege Hamburg) gab einen Überblick über vier Jahrzehnte Forschung für eine baumbiologisch orientierte Baumpflege und stellte fest, dass sich die Maßnahmen zum Erhalt von Bäumen stark verändert haben:
Die Eingriffe in den Baum sind gezielter und fallen insgesamt geringer aus als früher.“
Prof. Dr. Dirk Dujesiefken
Zudem spiele der Artenschutz bei der Pflege von Bäumen eine immer größere Rolle.
Baummanagement rückt in den Fokus
Die klassische Baumpflege habe in den letzten 40 Jahren eine hohe Professionalisierung erreicht und viele Fragen seien inzwischen gelöst. Thema der Zukunft sei dagegen vor allem das Management der Baumbestände und dabei vor allem die Interaktion von Pflanze und Boden, die stärker in den Fokus gerückt werden müsse, wie Bouillon zusammenfasst. Dazu gehören die Themen Bewässerung, Düngung und Boden-/Wurzelschutz.
Sorge um den Baumbestand
Insgesamt beobachtete Tagungsleiter Prof. Dr. Jürgen Bouillon zwar eine gute Stimmung auf den Osnabrücker Baumpflegetagen, aber es war auch zu merken, dass sehr viele die Sorge um die eigenen Baumbestände umgetrieben hat. Dazu trugen auch einige Vorträge der Tagung bei, etwa über die Folgen der Dürresommer 2018 bis 2020 am Beispiel von Buche und Ahorn.





Es gibt viele Lösungsansätze
Aber es gab auch Lösungsansätze, vor allem zum Thema Bewässerung. Alexander Borgmann gen. Brüser (Arbor revital) informierte über sensorgestütztes Bewässerungsmanagement und Dr. Katharina Weltecke (Boden & Baum, Bad Arolsen) erläuterte in einem Workshop die richtige Standortansprache und Einschätzung des Bewässerungsbedarfs von Bäumen.
Einen Blick auf die Herkunftspotenziale heimischer Baumarten im Klimawandel warf Dr. Mirko Liesebach vom Thünen-Institut für Forstgenetik (Großhansdorf). Er stellte fest, dass sich das Waldbild verändern wird und sich verstärkt Mischbestände mit mehreren Baumarten etablieren werden. Aber: „Da die natürlichen Anpassungsprozesse mit der Geschwindigkeit des Klimawandels nicht mithalten können, bedarf es einer Unterstützung.“
Da die natürlichen Anpassungsprozesse mit der Geschwindigkeit des Klimawandels nicht mithalten können, bedarf es einer Unterstützung.“
Prof. Dr. Jürgen Bouillon
Resilienz durch Wandel
Die Angst vor dem Wandel (in diesem Fall vor neuen Baumarten) wollte Bouillon den Teilnehmer:innen in seinem Workshop nehmen und sprach sich für eine „Willkommenskultur“ aus. Für ihn ist klar, dass aufgrund des Klimawandels Pflanzen aus dem submediterranen Raum auch von alleine nach Deutschland einwandern, wenn man ihnen die Zeit gibt, die sie dafür brauchen. Als Beispiele nennt er die Zerr-Eiche, die Ungarische Eiche, aber auch Koelreuteria sei in vielen Städten angekommen und breite sich aus. „Wenn sie standortgerecht sind, werden sie sich etablieren, davor sollte man keine Angst haben“, betont Bouillon. Nur wenige seien invasiv, wie beispielsweise der Götterbaum oder die Robinie, und selbst diese hält Bouillon für wertvolle Stadtbäume, eben weil sie viel aushalten.
Blitz-Eiche als Studienobjekt
Wir müssten offen sein für Neues und in Europa schauen, wo Bäume sind, die in dem zu erwartenden Klima funktionieren. Der Wandel war schon immer da, wir haben schon immer Landschaft gestaltet, betont Bouillon. Dafür müsse man auch weiter offen sein, dann entstehe Resilienz durch Wandel. Dazu passt dann auch der Umgang mit der Blitz-Eiche auf dem Campusgelände. Was es damit auf sich hat, können Sie in der Oktober-Ausgabe der BAUMZEITUNG lesen, die am 14. Oktober erscheint. //