Eine hundertjährige Buche wirft im Herbst rund 500.000 Blätter ab – das ergibt einen fünf bis zehn Zentimeter hohen Laubteppich unter der Krone. Wie sich dieser zersetzt, untersucht die Landesforstanstalt ThüringenForst.
von Martina Borowski
Auf jedem Hektar Laubwald sammeln sich jedes Jahr bis zu fünf Tonnen Laub und Holzreste – das entspricht dem Gewicht von drei bis vier Mittelklassewagen. Trotzdem türmen sich in unseren Wäldern keine Laubberge. Im Gegenteil – bis zum nächsten Herbst ist das meiste wieder verschwunden. Ein ausgeklügeltes Kreislaufsystem macht es möglich.
Die vielfältigen Zersetzungsprozesse beginnen nicht erst, wenn das Laub am Boden liegt“,“
erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Noch am Baum werden die wertvollen Inhaltsstoffe, wie etwa das Chlorophyll aus den Blättern transportiert und in den Stoffkreislauf des Baumes integriert. Übrigens für alle sichtbar als Herbstfärbung der Blätter. Jetzt beginnen Pilze und Bakterien das immer noch am Zweig befindliche Blatt zu zersetzen.

In dieser Phase löst sich das Blatt und fällt zu Boden. Käfer, Asseln, Würmer, Schnecken oder auch Tausendfüßer führen nun den Zersetzungsvorgang auf und im Boden fort. Deren Stoffwechselprodukte sowie die Blattreste werden schließlich von Bodenorganismen und Bodenpilzen biologisch zu Humus abgebaut. Dieser Humus ist reich an Mineralstoffen, die von den Baumwurzeln wieder aufgenommen und im Frühjahr in die Blätter transportiert werden – der Kreislauf beginnt von neuem.
Zersetzung hängt von Baumart ab
Wie schnell das Laub zersetzt wird, hängt von der Baumart und den standörtlichen Bedingungen ab. Laubbaumblätter werden schneller zersetzt als die Nadeln, etwa von Fichte oder Kiefer. Milde Winter lassen die Prozesse umfangreicher ablaufen, lange und sehr kalte Winter reduzieren das Tempo der Streuzersetzung. //