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Auf Artensuche in Berlin

Auf Artensuche in Berlin

Vom 28. April bis zum 1. Mai 2023 findet die iNaturalist City Nature Challenge 2023 statt. Bei dem weltweiten Städtewettbewerb geht es darum, möglichst viele Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Flechten, Algen) innerhalb der Stadtgrenzen zu entdecken, im Bild festzuhalten und auf der Plattform iNaturalist einzustellen.

von Martina Borowski/TU Berlin

 Im Nachgang werden alle Funde von der Online-Community klassifiziert. Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Botanischen Gartens Berlin begeben sich auf die Suche.

Die iNaturalist City Nature Challenge ist eine der größten bürgerwissenschaftlichen Veranstaltungen zum Thema Biodiversität überhaupt. Die Ergebnisse geben wertvolle Hinweise zur Verbreitung der Arten und tragen damit auch zu ihrem Schutz bei. Als Botanischer Garten Berlin rufen wir die Berlinerinnen und Berliner auf: Macht mit! Schaut, was bei euch in der Straße alles wächst oder welche Pflanzen, Flechten oder Pilze und selbst Algen euch bei einem Spaziergang begegnen. Die Auseinandersetzung mit der Biodiversität vor der Haustür hilft, die Natur besser zu verstehen und zu schützen“,

sagt Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin:

Wir möchten, dass die Menschen wieder mehr über ihre ‚Berliner Pflanzen‘ wissen!“

Auf Flechtensuche in Berlin-Mitte – die gewöhnliche Gelbflechte (xanthoria parietina) in Sichtweite des Brandenburger Tors. (Foto: Robert Lücking)

Flechten geben Auskunft zur Luftqualität

Aus der Verbreitung bestimmter Arten lassen sich mitunter ganz konkrete Rückschlüsse ziehen. So können Flechten als Bioindikatoren für den Grad der Luftverschmutzung herangezogen werden. Robert Lücking, Flechtenexperte und Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“ am Botanischen Garten Berlin, begibt sich mit seiner Kollegin Bibiana Moncada bei der iNaturalist City Nature Challenge gezielt auf Spurensuche in Berlin-Mitte.

In den 70er und 80er Jahren war die Stadtmitte Berlins eine Flechtenwüste. Das hat sich mit der Einführung von entsprechenden Filtern und weiteren Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung geändert. Viele Flechten sind zurückgekommen. Heute findet sich zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel auf Bäumen, an Mauern und auf Pflastersteinen eine erstaunliche Diversität.“

Robert Lücking, Flechtenexperte am Botanischen Garten Berlin

Auch Elke Zippel unterstützt die iNaturalist City Nature Challenge. Als Wissenschaftliche Leiterin der Dahlemer Saatgutbank am Botanischen Garten Berlin hat sie auch die heimischen Pflanzenarten im Blick.

Mir ist die Erfassung der Flora in unserer Stadt ein besonderes Anliegen. Darum hoffe ich, dass sich ganz viele Menschen am letzten Aprilwochenende mit Neugier und Freude auf Pflanzen-Entdeckungsreise begeben.“

Elke Zippel, Botanischer Garten Berlin

Auch Mitglieder der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (PABB) und der Stiftung Naturschutz Berlin beteiligen sich und leisten mit ihrer geballten Arten- und Biotopkenntnis einen wichtigen Beitrag zur Erfassung möglichst vieler und auch seltener oder schwer zu bestimmender Pflanzen- und Pilzarten.

Doch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Botanischen Gartens Berlin und ihre Kolleg*innen unterstützen nicht nur die Suche und Dokumentation von Pflanzen, Pilzen, Flechten und Algen. Besonders interessant ist für sie die Auswertung der eingestellten Fotos. Sind die Ergebnisse charakteristisch für Berlin oder gibt es Überraschungen oder sogar Nachweise hier unbekannter Arten? Für die Nachbestimmung der Einträge haben Community und Expert*innen vom 2. bis 7. Mai sechs Tage Zeit. Belegen insgesamt drei unterschiedliche Personen eine Pflanze mit dem gleichen Artnamen, ist die sogenannte „Forschungsqualität“ gegeben. Die Beobachtungsdaten stehen dann Wissenschaftler*innen weltweit für ihre Studien zur Verfügung. Die Ergebnisse werden am Montag, den 8. Mai 2023 bekannt gegeben.

Wichtiger Beitrag für Wissenschaft und Artenschutz

Die iNaturalist City Nature Challenge wurde 2016 als Wettbewerb zwischen Los Angeles und San Francisco ins Leben gerufen und fand ein Jahr später schon zwischen 16 Städten in den USA statt. Im Zuge der Erweiterung zu einem globalen Event nahm 2018 Berlin als erste Stadt im deutschsprachigen Raum teil. Auch 2023 ist Berlin wieder mit dabei, gemeinsam mit 500 weiteren Städten weltweit, sechs davon in Deutschland. Alle vom 28. April bis zum 1. Mai 2023 hochgeladenen Bilder von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Flechten und Algen erscheinen automatisch auf der iNaturalist-Projektseite – eine Anmeldung für die Challenge ist nicht erforderlich. Artenkenntnis ist ebenfalls nicht notwendig, denn Bestimmungsvorschläge werden automatisch beim Hochladen eines Bildes gemacht und dann von der Online-Community nachbestimmt. Exotische Pflanzenarten sind vom Wettbewerb ausgenommen. //

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