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Hohenheimer Platane wird Nationalerbe-Baum

Hohenheimer Platane wird Nationalerbe-Baum

Die Hohenheimer Liebesplatane zählt mit 244 Jahren zu den ältesten ihrer Art. Am 6. Mai wird sie als Nationalerbe-Baum ausgezeichnet. Die Initiative der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft hat das Ziel, ausgewählte Baumriesen zu schützen und zu pflegen, um ihnen ein Altern in Würde zu ermöglichen. 

von Martina Borowski/Universität Hohenheim

Fast acht Meter Umfang misst der Stamm der Platane, bevor er sich teilt und als Doppelstamm über 30 Meter in die Höhe ragt: Das Symbol zweier Liebender, im Stamme vereint und doch im Geäst zwei eigenständige Persönlichkeiten geblieben. Herzog Carl Eugen ließ dieses Liebessymbol 1779 zu Ehren seiner Frau Franziska pflanzen, wodurch die Hybridplatane in den Hohenheimer Gärten auch Franziskaplatane oder Liebesplatane genannt wird. Durch ihr hohes Alter ist sie heute besonders bei seltenen Tierarten beliebt. 

Die Hohenheimer Platane ist 244 Jahre alt über 30 Meter hoch. Ihr gegabelter Stamm symbolisiert zwei Liebende: Herzog Carl Eugen pflanze den Baum für seine Frau Franziska. (Foto:  Universität Hohenheim/Rainer Bäßler)

Uralt-Baum bietet seltenen Lebensraum

Alte Borkenschuppen, dazwischen kahle Stellen mit Rinde und Pilze, die sich über den Baum ziehen: Ihr Alter ist der Baum-Greisin anzusehen. Im oberen Geäst sind Höhlen zu finden. „Pilze und Höhlen sind ganz normale Alterserscheinungen bei Bäumen. Diese Höhlen sind sehr wertvoll“, erklärt Dr. Helmut Dalitz, wissenschaftlicher Leiter der Hohenheimer Gärten. Denn die Höhlen in Altbäumen sind mittlerweile selten gewordene Nist- und Schutzorte für höhlenbrütende Vögel, Siebenschläfer, Fledermäuse oder Eulen. Das liegt vor allem daran, dass sehr alte Bäume in Deutschland selten geworden sind. Und auch Stuttgarts liebster Käfer, der Juchtenkäfer, auch Eremit genannt (Omosderma eremita) bewohnt die alte Platane: Für die Holzmulm fressenden Larven des Käfers sind die Faulhöhlen der Baum-Greisin ideal. 

Der Juchtenkäfer findet auf der Platane einen wertvollen Lebensraum. (Foto: Uni Hohenheim/Johannes Steidle, Christian König)

Aufwendige Baumpflege

Damit die Alterserscheinungen nicht zum Problem werden, wird die Ahornblättrige Platane (Platanus x hispanica) zweimal im Jahr von den Spezialisten der Hohenheimer Gärten streng unter die Lupe genommen. Ein Baumgutachten hält mögliche Probleme wie trockene Äste oder Hohlstellen im Stamm fest, nötige lebensverlängernde Maßnahmen folgen. Vom Gutachten über die Pflege bis zur Gabe von Nährstoffen im Wurzelbereich: Bäumen ein Altern in Würde zu ermöglichen, ist aufwendig und teuer. Auch deswegen freut sich Helmut Dalitz, dass die Platane zum Nationalerbe-Baum wird. Denn die Auszeichnung garantiert der Baum-Greisin besonderen Schutz.

Wir haben für solche alten Bäume eine hohe Verantwortung, sie sind ein wichtiger Lebensraum. Wir müssen alles daran setzen, sie der Nachwelt zu erhalten.“

Prof. Dr. Andreas Roloff, Leiter des Kuratoriums Nationalerbe-Bäume

Die Initiative der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft will insgesamt 100 besondere Uralt-Bäume in Deutschland schützen und pflegen, um sie so lange wie möglich zu erhalten. Geeignete Pflegemaßnahmen werden von der Eva Mayr-Stihl Stiftung finanziert.

Ehrentag mit Musik

Die feierliche Auszeichnung der Baum-Greisin erfolgt am 6. Mai ab 15 Uhr. Zu ihren Ehren sprechen der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert und Dr. Helmut Dalitz sowie Staatssekretärin Dr. Gisela Splett, die Plieninger Bezirksvorsteherin Andrea Lindel und Michael von Winning von der Eva-Mayr-Stihl Stiftung. Prof. Dr. Roloff vollzieht anschließend die feierliche Ehrung, standesgemäß mit lehrreicher Lobrede und musikalischer Untermalung. Interessierte Bürger:innen sind herzlich zur Feierlichkeit und dem anschließenden Get Together eingeladen. //

Die Hohenheimer Platane steht direkt neben dem Spielhaus im Exotischen Garten der Uni Hohenheim. Die Bäume wurden üblicherweise an besonders starken Orten gepflanzt – schon griechische und römische Philosophen hielten gerne große Reden im Schatten großer Platanen. (Foto: Universität Hohenheim/Helmut Dalitz)

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